Unsere Buchempfehlungen

James Kestrel, Fünf Winter

James Kestrel, Fünf Winter

Kriminalroman
Preis: 20,00 €
ISBN: 978-3-518-47317-7

Kirschblüten im Krieg

Im Dezember 1941 wird Joe McGrady von der Honolulu PD mit einer Mordermittlung beauftragt. Der Neffe des Oberbefehlshabers der amerikanischen Pazifikflotte und seine japanische Freundin sind grausam umgebracht worden. Eine Spur führt ihn nach Hongkong, wohin sich ein unter verschiedenen Namen, von Mitreisenden aber gleich beschriebener, Reisender sich abgesetzt hat. Hier muss er erfahren, dass die besten Informationen hat, wer am meisten zahlt. So wird er von der chinesischen Polizei unter Spionageverdacht verhaftet.

Wenn wir an den 2. Weltkrieg, Japan, USA denken, fällt uns meist nur Pearl Harbour ein. Weniger bekannt ist, dass Japan gleichzeitig China und andere Länder Südostasiens überfallen hat und selbst die, die sich „bei drei“ ergeben haben, massakriert wurden. Als Ausländer und potentielle Geisel wird McGrady in ein japanisches Kriegsgefangenenlager gebracht. Aus diesem befreit ihn der stellvertretende Außenminister Takahashi Kansei, denn es war seine Tochter, die auf Hawaii ermordet worden war. Er will alles über seine Ermittlungen wissen. So lebt McGrady bis zum Ende des Krieges versteckt im Hause Takahashis, nicht ohne zu Sachi, der Schwester der Ermordeten, eine intensive Beziehung aufzubauen. Diese aber verlässt das Haus angesichts der bedrohlicher werdenden amerikanischen Bombardements, um den Krieg im Hause der Großeltern in den abgeschiedenen Bergen Japans zu überleben.

Nachdem McGrady versprochen hat, den Mörder von Takahashis Tochter ausfindig zu machen, schlägt er sich zu den amerikanischen Linien durch und gelangt nach Honolulu. Dort wird er distanziert empfangen, schließlich konnte er weder aus dem Gefängnis noch aus dem Kriegsgefangenenlager, geschweige denn seinem geheimen Versteck ein Lebenszeichen nach Hause senden. Seine damalige Geliebte hat seinen Partner bei der Polizei geheiratet, neues Personal kennt ihn nur dem Namen nach. Eigentlich ist es allen lieber, er wäre „tot“ geblieben. So bleibt ihm nur, den alten Fall als Privatdetektiv wieder aufzurollen.

Ein Kriminalfall verbindet sich mit historischen Kriegsgeschehen und einer Liebesgeschichte. Das ist spannend, melancholisch und anrührend geschrieben. Das Motiv der Kirschblüten als Hoffnungsschimmer, vor allen im „japanischen“ Teil des Buches, begleitet die Erkenntnis, dass nationale Schranken zwischen den Menschen überwunden werden, wenn es um die essentiellen Dinge des Lebens geht. Mag manchen der Schluss etwas zu melodramatisch geraten sein, er ist einfach was fürs Herz. Und das steht auch einem Thriller als Ende gut zu Gesicht.

Yvonne Zitzmann "Die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester" und Lisbeth Exner "Realitätenhandlung"

Lisbeth Exner, RealitätenhandlungYvonne Zitzmann, Die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester

…und wo bettet der Mensch sein Haupt?

Oder ist Wohnen nicht ein Grundrecht?

Seit Jahren wehrt sich die Pianistin Anna gegen ihre Entmietung. Alle Versuche, eine Wohnung zu finden, sind gescheitert. "Sie sind alleinerziehend? Verstehe ich es richtig, eines Ihrer Kinder ist behindert? Sind Sie Musikerin? Üben Sie zu Hause? Ist das Kind laut? Und die Miete?"

Als ihr ganzes Haus abbrennt, steht sie vor dem Nichts. Mit dem, was sie am Körper haben, fahren sie zu den Eltern, um dort erst einmal eine Bleibe zu finden. "Jetzt sind wir Flüchtlinge" sagt die elfjährige Tochter Juli. "Nein, bei uns ist kein Krieg". "Aber du hast doch immer gesagt, der Vermieter führt Krieg gegen uns. Also sind wir Flüchtlinge. Wie Uroma Frieda und Uropa Ernst, die mussten auch ihr Haus verlassen." Und damit beginnt die Erinnerung an Häuser und Wohnungen, die in der Familie verloren gegangen sind. Das Haus der Großeltern im Danzig der Vorkriegs- und Kriegsjahre, das Paradies in Neuenhagen bis 1990 ein Ehepaar aus Wiesbaden vor der Tür steht, das Haus im Thüringer Wald im Schatten von Grenzanlagen und Wachttürmen, das kein Fenster nach Westen haben durfte.

In ihrem Buch "Die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester" schreibt Yvonne Zitzmann voller Empathie von Vertreibung, Neuaufbau, Verlust und Ankunft, von glücklichen Kindertagen, die verloren gingen und vor allem von der Sehnsucht: man will doch einfach nur einen Ort, an den man gehört und wo man zur Ruhe kommen kann. Sie schreibt humorvoll, politisch, aufwühlend und herzzerreißend. Selten habe ich so ein "rundes" Buch gelesen.


Ganz anders im Stil Lisbeth Exner. Mit dem notwendigen Zynismus führt sie in "Realitätenhandlung" ein Kammerspiel über eine "Delogierung", wie die Wiener vornehm sagen, auf. 49 Minuten hat der Vollstrecker für den Akt vorgesehen, die etwas verwirrte Mieterin auf die Straße zu setzen. Schnelle LeserInnen sind bei dem schmalen Bändchen in Echtzeit dabei. Aber vielleicht sollte man sich doch etwas mehr Zeit für die kleinen Haken und Ecken und allerlei lustige Dinge lassen, die verblüffen, schockieren und die Gedanken stolpern machen. Theater im Wiener Altbau vom Feinsten.

Yvonne Zitzmann, Die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester
Roman
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-99014-230-1

Lisbeth Exner Realitätenhandlung
Roman
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-03930-037-2

Richard Schuberth, Bus nach Bingöl

Richard Schuberth, Bus nach Bingöl

Roman
Preis: 21,00 €
ISBN: 978-3-85435-944-9

Gibt es die Kurden und wenn ja, wer ist dann eine/r?

Können Sie sich noch erinnern, wie Ursula von der Leyen im Kampfanzug die kurdischen Peschmerga als unsere Kämpfer gegen den IS mit Waffen ausrüstete? Davon will heute niemand mehr etwas wissen. Im Gegenteil: Erdogans Truppen dürfen ungestraft „Schutzzonen“ auf syrisch-kurdischem Gebiet für sich reklamieren und Ansätze von autonomer Selbstverwaltung unter ihren Stiefeln zertreten. Hierzulande hat nur noch eine verbotenerweise gezeigte PKK-Fahne Nachrichtenwert.
 
Zeit also mit Richard Schuberth in den „Bus nach Bingöl“ zu steigen und ins ostanatolische Siedlungsgebiet eines Teils derer zu reisen, die wir unter dem Sammelbegriff „Kurden“ kennen.

Die Handlung ist schnell erzählt: Ahmet Arslan, in seiner Jugend im Kampf gegen die Militärjunta, verhaftet, gefoltert und eingesperrt, lebt seit Jahrzehnten im österreichischen Exil und reist noch einmal in seine Heimat, die kurdische Provinz Dersim. Verschiedene Mitreisende spiegeln mit ihren Schicksalen Aspekt und Blicke auf die „Kurdenfrage“. Vollends aber zerschellt Ahmets heroisierende Heimatliebe am täglichen Kampf ums Überleben in seinem Heimatdorf. Alte wie junge Bewohner des Dorfes beäugen den Heimkehrer skeptisch, die Missverständnisse aufgrund lebensgeschichtlicher Prägungen erschweren die (Wieder)Annäherung. Geschichten, Reflexionen, Gespräche umkreisen die ewigen Fragen von Identität, Ethnizität und Zukunftssorge. „Im Gefängnis haben sie mich als Kurden geschlagen. Seitdem bin ich einer“ ist nur eine  von vielen plausiblen Antworten.

Einfühlsam, liebevoll und bisweilen sarkastisch (wenn z.B die selbstgerechten Vollkornsozialisten ihre wohlfeile Solidarität um die Ohren gehauen bekommen) erzählt Schuberth von Gefühlswelten, die auch um die Ecke beim Kuaför spürbar sind, wenn man sich Mühe gibt sie zu registrieren.

Seltsam unverbunden endet der Roman im 7. Kapitel mit der „Geschichte zweier Esel“. Als Einzelstück äußerst bewegend und in bester Erzähltradition wirkt sie doch etwas

Beate Sauer, Echo der Toten

Historischer Kriminalroman
Preis: 13,00 €
ISBN: 978-3-548-28957-1

Mord im Hungerwinter

Januar 1947: Über dem Land liegt eine Decke aus Schnee und Eis, zwischen Ruinen kämpfen die Menschen ums Überleben, als in der Eifel ein Mord geschieht. Richard Davies von der britischen Military Police soll das Verbrechen aufklären. Doch der einzige Zeuge ist ein sechsjähriger Junge, der sich weigert zu sprechen. Friederike Matthée von der Weiblichen Polizei in Köln wird Richard zur Seite gestellt. Sie kommt, wie der Junge, aus Ostpreußen und findet einen Zugang zu seiner verletzten Seele. Doch die Erinnerungen an die schrecklichen Erlebnisse während der Flucht sind noch so frisch, dass Friederike an ihrer Kraft zweifelt. Und Richard Davies muss mit Menschen zusammenarbeiten, die schwere Schuld auf sich geladen haben.

Pauline Peters, Das Zedernhaus

Historischer Kriminalroman
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-404-17675-5

London, 1908: Victoria befindet sich mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen, als ihr Verlobter Jeremy die Hochzeit verschieben und nach Indien reisen muss. Dort wurde ein Anschlag auf den Vizekönig verübt. In London geschehen unterdessen merkwürdige Dinge: Ein Medaillon mit einem Bild von Victorias verstorbenem Vater wird bei einem ermordeten indischen Matrosen gefunden. Als Jeremy plötzlich als vermisst gilt, reist Victoria mit ihrem Butler Hopkins nach Indien. Doch sie werden beobachtet - und von Jeremy findet sich keine Spur ...

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